Per Knopfdruck zuschaltbar
Installation, 2019
Ausstellungstext:
Das sind zum Beispiel die knusprigen und appetitanregenden Maschinen. Sie stillen nicht etwa den Hunger, sondern sie wecken ihn. Je mehr Maschinen man erzeugt, desto mehr Maschinen braucht man. Das Schöne an diesen Aperitifen ist, dass sie immer automatischer werden und sich von selbst vermehren. Die Welt ist ganz von selbst im Begriff, sich in einen Maschinenpark zu verwandeln. In diesem Park, im Schatten der grossen und kleinen Maschinen und begleitet von ihrem Surren und Schnurren, wird die Menschheit in Kürze lustwandeln. Diese Maschinen erzeugen Zeug und Halbfabrikate und neue Maschinen, vor allem aber erzeugen sie Hunger nach neuem Zeug und neuen Maschinen. Schon mit diesem ersten gepfefferten Imbiss ist ein wichtiger Schritt getan, die Natur zu verschlucken.
Vilém Flusser: Die Geschichte des Teufels (1993 S.110)
Olsens Arbeiten untersuchen die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, der wir in Form von Alltagstechnologien ständig begegnen. Beispiele sind das per Knopfdruck bedienbare Öffnen des Kofferraums, der automatische Raumbedufter oder auch der Rasenmäherroboter. Bei all diesen Beispielen handelt es sich um Automaten – Maschinen bzw. Computer, die mit Hilfe von Programmierungen Tätigkeiten für den Menschen erledigen. So kann Technologie als die Anstrengung verstanden werden, dem Mensch Anstrengung zu ersparen.
Die Roboter und Apparate, mit denen sich der Künstler beschäftigt und die er auch selber baut, sind an den Bruchstellen der funktionalen und rationalen Logik von Technologie positioniert. So zum Beispiel URUCA CALIANDRUM, ein Haarbürste, welche sich kriechend Richtung Sonnenaufgang bewegt, DÜSEN NACH JÄGERART, ein besessener Chefsessel, der sich um sich selber dreht oder DEFINITIONS OF THE UNDEFINED, eine Enzyklopädie, in welcher Definitionen von UFOs aus verschiedenen Enzyklopädien weltweit zusammengetragen wurden.
Bei Grölle Pass Projekts gibt uns Olsen Einblicke in den Garten Eden am Ende des Anthropozäns. Der Mensch, der die Maschine per Knopfdruck bedient, ist längst obsolet geworden und die Maschinen nun unter sich. Für dieses Szenario stehen Ideen Pate, wie sie auch im Trans- und Posthumanismus zu finden sind. Der Transhumanismus als die Denkrichtung, welche die Vermengung von Mensch und Maschine propagiert, um so einen effizienteren, verbesserten Menschen zu schaffen. Und der Posthumanismus als die ideologische Strömung, die die Vorstellung der Singularität – dem Moment, ab dem Maschinen ausreichend künstliche Intelligenz besitzen, um sich eigenständig und ohne menschliches Zutun weiterzuentwickeln – vorantreibt. Bei letzterem steht der technologische Fortschritt im Fokus, der es Robotern ermöglichen soll die biologische Entwicklungsgeschichte des Menschen und des Lebens allgemein zu replizieren. Auf der Überholspur der Evolution eliminieren die Roboter den Menschen vom Planeten Erde und richten sich den Garten Eden für die Zeit nach dem menschlichen Knopfdruck ein.
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Grundriss6. Das Auge Gottes * zu spät im Garten Eden 5. USB Bilderrahmen mit Videos: Segwayroboter, Matratzentester, Uhrenbeweger 4. Marktstrategische Verschränkungen logischer Operationen with an application to the Sockelproblem 3. Retortenheber, der 2. Eisenwurzabschrankung 1. Tempelwächter |
[Präsent bei]
Gruppenausstellung 'Wir gehen gerne zu Fuss' zusammen mit Jürgen Palmtag und Doris Schmid in der Galerie Grölle Pass Projects Wuppertal, BRD, 2019.
[Technologie]
verschiedene Medien; 2m H x 3m B x 5,5m T.