geostationäre Raumfahrt

Installation, 2013

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Zwischen räumlich-visueller und zeitlich-akustischer Regelmässigkeit schafft die Installation „geostationäre Raumfahrt“ von Olsen eine irritierend und zugleich elegant kühl gestaltete Erfahrungsmöglichkeit. Das zentrale, den Raum bestimmende, Objekt der Arbeit ist ein kreisrundes Bett. Es funktioniert als Zeiger, der unterschiedliche Takte übersetzt und erfahrbar werden lässt, und zwar die individuellen Geschwindigkeiten der himmlischen Körper über unseren Köpfen. Welches Objekt am Himmel, ein Satellit, der Mond oder die Venus den Takt bestimmen, das ist in dieser Installation wählbar.Je nach Wahl, wird die mechanische Geschwindigkeit des Himmelskörpers im Ausstellungsraum unterschiedlich spürbar.

(Nils Röller)




Mission statement

Anschliessend an die ersten Fotos der Mondrückseite (Lunik 3, 1959) nimmt die unmittelbare Erforschung des Kosmos ihren Fortgang. Die Erreichbarkeit der Himmelskörper war bis dahin ein Raumfahrtproblem. Die Frage ob Träume unsere Gedanken und Gefühle (in einem geostationären Schlafgemach) nicht nur beeinflussen, sondern auch steuern können, ist noch klärungsbedürftig.

Die vorliegende Arbeit will durch Mutation menschlicher Sinnesorgane und nüchterne rechnerische Verfolgung aller scheinbar im Wege stehenden Naturgesetze und Vorstellungsschwierigkeiten zu der Erkenntnis beitragen, dass das Universum nie schläft:
Ermöglicht wird eine Nacht im Orbit verschiedener Himmelskörper zum Beispiel im Orbit des Merkur, des schnellsten Planeten in unserem Sonnensystem, oder im Orbit der Werkzeugtasche, welche Heidemarie Stefanyshyn-Piper am 18. November 2008 bei ihren Wartungsarbeiten an der ISS verloren hatte.

Möglich wird diese Reise durch ein drehbares Bett, das als Apparatur dient, um die Leistungsfähigkeit der natürlichen Sinnesorgane des Homo Sapiens zu erhöhen. Neben dem Bett befindet sich ein Monitor, auf welchem sich ein beliebiger Himmelskörper innerhalb und ausserhalb unseres Sonnensystems (Stern, Planet, Satellit, Weltraumschrott) auswählen lässt.


Bediener des Monitors
Auswählen eines Himmelskörpers

Ground control monitor
Monitor mit Himmelskörpern


Das Bett navigiert in die aktuelle Position des gewählten Himmelskörpers und dreht sich mit diesem mit.




Übernachtungen konnten in der Zeit der Ausstellung gebucht werden. Am darauf folgenden Tag wurden die Passagiere abgeholt und haben im Laufe des anschliessenden Weltraumfrühstücks ein Erfahrungsbericht abgegeben.

Bericht der Passagiere:
				MISSION OPERATION REPORT
				
				January 24-25, 2013

------------------------------------------L.&N.-----------------------------------------
> Welcher/welche Himmelskörper wurden gewählt?
Ersten teil der Nacht: Grosser Bär
dann nix und am morgen Skorpion

> Wieso wurde der Himmelskörper gewählt?
Grosser Bär: weil wir nicht mit dem Kopf zum Schaufenster schlafen
wollten und auserdem weil der grosse bär sich noch verhältnissmäsig
viel bewegt.

Skorpion:  Sternzeichen

> Wie habe ich/ihr wahrgenommen?
Erstmal überhaupt das runde Bett in dem leeren Raum ist sehr schön.
Es irgendwie seltsam im Schlaf bewegt zu werden. Man ist dann dieser Bewegung genauso ausgeliefert 
wie wir als Erdbewohner der Erdbewegung ausgeliefert sind - vielleicht auch verbunden statt 
ausgeliefert. Obwohl ich hab mich im Schlaf wohl mitgedreht.

Im Nachhinein hatte ich mehr Gefühl dafür dass es die Sterne die sich
immer um uns bewegen gibt. Normalerweise denke ich nicht an die
Existenz des All.

> Was konnte ich/ihr oder konnte ich/ihr nicht? 
Wir konnten beide schlafen ... aber in der Nacht hatten wir mal
Probleme mit der Bedienung des Bett.

				January 25-26, 2013
	
------------------------------------------az@z------------------------------------------
> Welcher/welche Himmelskörper wurden gewählt?
Merkur

> Wieso wurde der Himmelskörper gewählt?
schnell, aber doch nicht zu schnell. 

> Wie habe ich wahrgenommen?
sublim. Ich träumte (siehe Schlaf-Wach-Zyklus). 
Cool war auch: wenn ich aufwachte war so ziemlich das erste: Augen auf, rausfinden 
wie ich nun grad im Raum liege.

> Was konnte ich oder konnte ich nicht?
es wirklich geniessen wegen der kühlen Temperatur.
ruhig schlafen wegen der lauten Passanten (Freitag abend)

				January 26-27, 2013
	
-------------------------------Plutina Platina-------------------------------------------
> Welcher/welche Himmelskörper wurden gewählt?
Jupiter

> Wieso wurde der Himmelskörper gewählt?
Aufgrund der Voraussagen eines Kioskhoroskops für dieses Jahr

> Wie habe ich wahrgenommen?
sehr angenehme Reise. Ein luftig - freies Drehgefühl!

> Was konnte ich oder konnte ich nicht?
Die Raumfahrt ging beinahe zu schnell! Sämtliche Sachliteratur konnte nur überflogen werden. 
Ein Entschleunigungsgefühl stellte sich zwar ein durch die Exklusivität der Erfahrung, 
könnte aber in Realzeit gerne auch länger dauern!

				January 27-28, 2013
	
-------------------------------Mirjam & Christian-------------------------------------------
> Welcher/welche Himmelskörper wurden gewählt?
> SONNE, weil man Morgens mit dem Kopf Richtung Richtung Licht erwacht.

> Wieso wurde der Himmelskörper gewählt?
> WEIL EINE SEHR KALTE NACHT PROPHEZEIT WURDE

>
> Wie habe ich/ihr wahrgenommen? 
> SCHÖN GETRÄUMT. VOM FLIEGEN.

>
> Was konnte ich/ihr oder konnte ich/ihr nicht? 
> KONNTE NICHT UNUNTERBROCHEN SCHLAFEN. MUSSTE UNBEDINGT WISSEN WELCHE POSITION ICH UM 2.00 HATTE


[Datenmaterial]

Bilder Wäscherei (zip|8.2MB)


[Präsent bei]

'geostationäre Raumfahrt' - Einzelausstellung im Kunstverein Wäscherei 24.-27.January 2013, Zürich, CH.

'Hagulane' - Gruppenausstellung, 29.Juni-31.August 2014, Städtische Gallerie Villingen-Schwenningen, BRD.


[Technologie]

Holz, Textilien, verschiedene Elektronik und Software


Dank an: Michael Khan(ESA Darmstadt), Felix Eggmann, Naveen Kuppuswamy, Cécile Grieder, Thomas Tobler, Nils Röller, Eran Schaerf.
Photos courtesy of Thorsten Strohmeier